
JUNGs Einkaufswelt #04 Lieferant: Erfüllungsgehilfe vs. Ehepartner
Wie wird in Ihrem Unternehmen das Thema Lieferantenmanagement gelebt? Was verstehen Sie als Einkaufsleiter oder als Einkäufer darunter?
Wo fängt Lieferantenmanagement für Sie an und wo hört es auf? Seine Lieferanten „zu managen“, bedeutet letztendlich mehr als sie nur über eine Plattform registrieren zu lassen und bei Schlecht-Performance auszuphasen.
Zwischen diesen beiden Stationen, letztere wird hoffentlich nicht allzu oft angestrebt, findet das eigentliche Lieferantenmanagement statt. Jedoch wird dafür oftmals zu wenig Zeit und Energie aufgebracht.
Kennen Sie als Einkäufer Ihre Ansprechpartner bei den Lieferanten, die von Ihnen betreut werden? Ich meine nicht nur den Namen und die Position des Ansprechpartners, sondern ich rede von dem Menschen hinter der Position. Wie gut kennen Sie ihn oder sie wirklich?
Ein Deal, ein Geschäft, eine Vereinbarung, ein Handshake, all dies findet am Ende immer zwischen zwei Menschen statt, nicht zwischen zwei Firmen. Dies sollte ich bei der Pflege meiner Lieferantenbeziehung stets im Hinterkopf behalten.
Daher ist es wichtig mehr über seinen Ansprechpartner zu wissen als nur Name und Position. Kennen Sie z. B. die Interessen, den Lieblingssport, besuchte Urlaubsorte oder ähnliches? Können Sie ein ungezwungenes Gespräch mit ihm führen abseits des Fachlichen und mehr als nur Small Talk?
Schaffen Sie es als Einkäufer eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung zu Ihren Toplieferanten aufzubauen? Oder rufen Sie immer nur dann an, wenn Sie dringend etwas brauchen? Und wundern sich dann, dass der Lieferant nicht so reagiert wie Sie sich das wünschen?
Ihre Toplieferanten sind keine Erfüllungsgehilfen, sondern sollten Partner sein, die auch als solche gesehen und behandelt werden müssen.
Wie jede Beziehung sollte auch diese regelmäßig gepflegt werden, z. B. mit vor-Ort-Besuchen beim Lieferanten. Bei solchen Treffen erfährt man meist mehr als in einem mehrstündigen Teamsmeeting. Oder z. B. durch einfache Anrufe zwischendurch ohne direkt ein dringendes Thema besprechen zu müssen. Oder sei es durch jährliche Lieferantentage mit gemeinsamen Workshops, die sie im Vorfeld zusammen organisieren und vorbereiten. Es gibt viele Ansätze, um mit seinen Lieferanten eine gute und tragfähige Basis zu schaffen. Dabei werden Sie erkennen, dass sich durch eine derartige Beziehung auf Augenhöhe meist viel mehr ergeben wird, als sie es bisher gewohnt sind.
Gehen Sie mit Ihren Geschäftspartnern einfach stets so um wie Sie möchten, dass mit Ihnen selbst umgegangen wird, dann haben Sie eine langfristige Partnerschaft auf Augenhöhe, in der auch einmal unangenehme Themen besprochen und schwierige Zeiten gemeinsam durchgestanden werden können. Wie in einer Ehe: in guten wie in schlechten Zeiten. Dafür bedarf es eines guten Fundamentes. Eben auch wie in einer guten Ehe. Aber das heißt nun wirklich nicht, dass Sie ihren Lieferanten direkt heiraten müssen ;-)
Wenn Sie weitere Anregungen haben möchten, wie ein erfolgreiches Lieferantenmanagement gelingen kann, dann schreiben Sie mich gerne an.
jungnothing@durchdenkenvorne.de.
Jessika Jung – Beraterin und Systemischer Coach
Titelbild: Sebastian Herrmann