Neuigkeiten aus der ChatGPT-Welt #01
Es ist Halbzeit! Sommer 2024, die erste Hitzewelle ersetzt das monatelange Grau-Diesig-Wetter. Pünktlich zum berüchtigten Sommerloch stürzen sich die Nachrichtenseiten auf die sportlichen Großereignisse: Europameisterschaft im eigenen Land, Olympiade in Frankreich, Schützenfest in Medebach.
Doch auch im Bereich generativer KI, insbesondere bei ChatGPT, gab es in den letzten Monaten einige Neuerungen. Bevor wir uns zur Sommerpause in die Kabine begeben, möchte ich daher die Gelegenheit nutzen, diese Veränderungen Revue passieren zu lassen.
ChatGPT 4o
Neben einigen allgemeinen Performance-Verbesserungen gab es mit der Einführung des neuen ChatGPT-4o eine wichtige Neuerung für Nutzer ohne Pro-Abo: OpenAI hat einige Zusatzfunktionen für alle Nutzer freigeschaltet. Dazu zählen die Internetrecherche mit Bing, die Datenanalyse aus verschiedenen Dateiformaten, Fotoverarbeitung sowie die Nutzung sogenannter CustomGPTs. Diese Funktionen sind zwar durch Kontingente eingeschränkt, bieten aber dennoch wertvolle Möglichkeiten, die vielfältigen Funktionen von ChatGPT für sich zu testen und den KI-Euphorie-Ball ins Rollen zu bringen.
Temporary Chats / Trainingsdaten ausschalten
Nahezu in jedem Gespräch zu ChatGPT kommt die Frage auf, wie verhindert werden kann, dass eigene Chatdaten von OpenAI zum Training verwendet werden können.
Bisher gab es hierfür einige Möglichkeiten, die eine grundlegende Änderung im Nutzungsverhalten von ChatGPT bedingten, zum Beispiel:
- Nutzung eines eigenen Enterprise GPT-Modells
- Nutzung des ChatGPT-Plus-Team-Plans (mindestens 2 Nutzer)
- Deaktivieren der Chat-Historie
Hier kommen nun CustomGPTs und Datenkontrollen ins Spiel:
Es ist möglich, die Verwendung von Chatdaten zu Trainingszwecken grundsätzlich zu verweigern, ohne auf die Chathistorie verzichten zu müssen. Diese Änderung kann in den Einstellungen unter "Data Control" vorgenommen werden.
Außerdem können sogenannte Temporary Chats genutzt werden. Hier kann für einen einzelnen Chat der Ausschluss aus der Historie gewählt werden.
Sie können also nach Beendigung nicht mehr aufgerufen werden. Des Weiteren ist es nicht möglich, Temporary Chats mit anderen Usern zu teilen. (Wer wissen will, wie diese Dateneinstellungen getroffen werden können, kann sich gerne unter callnothing@durchdenkenvorne.de melden)
OpenAI gibt an, dass Chats mit diesen Einstellungen zwar noch bis zu 30 Tage gespeichert, aber nicht zum Training verwendet werden. Um datenschutzrechtliche Probleme zu umgehen, sollten Nutzer dennoch beim Umgang mit sensiblen Daten den Ball flach halten.
ChatGPT für Unternehmen
Wo wir schon beim Thema Datenschutz sind: Immer mehr Unternehmen wollen ein sicheres Umfeld für Generative KI aufbauen. Schließlich sind die Themen Sicherheit und Datenschutz absolut elementar bei der Nutzung von ChatGPT & Co im beruflichen Kontext.
Der Nachteil: Je länger hiermit gewartet wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass Mitarbeitende ChatGPT mit ihrem Privat-Account nutzen und ggf. doch sensible Daten heraustragen. Es kommt zur sogenannten „Schatten-IT“, in diesem Fall also einer unregulierten KI-Nutzung. Zwar können Guidelines helfen, Mitarbeiter bei der Nutzung hinsichtlich Datensicherheit und Anbieterauswahl zu sensibilisieren, der beste Weg bleibt jedoch sicherlich die Nutzung im unternehmenseigenen geschützten Bereich.
Neben kleineren Unternehmen, mit denen wir bereits letztes Jahr zusammengearbeitet haben, ist nun ein Big Player auf den Platz getreten: Die deutsche Telekom bietet mehrere, von der Nutzeranzahl unabhängige, Prepaid-Tarife für Unternehmen, von der einfachen Chat-Nutzung bis hin zum Großprojekt in der eigenen Umgebung. (Wer wissen möchte, wo und zu welchen Konditionen ein UnternehmenGPT aufgebaut werden kann, kann sich unter callnothing@durchdenkenvorne.de melden).
CustomGPTs (z.B. EinkaufsrichtlinienGPT)
Genaue Herkunft und Umfang der von OpenAI genutzten Trainingsdaten sind ein Geheimnis, welches vielleicht besser gehütet wird als das deutsche Tor von Manuel Neuer. Fakt ist: Die schiere Menge an Anwendungsmöglichkeiten von LLMs bedingt eine Begrenzung bei der Spezialisierung. Gleichzeitig ist unternehmensspezifisches Wissen nicht hinterlegt.
Um sich dieses Problems anzunehmen, hat OpenAI seinen Pro-Nutzern die Möglichkeit zur Erstellung und Nutzung von CustomGPTs geschaffen und damit einen echten Volltreffer gelandet. So kann man ChatGPT zusätzlich zu den bereits hinterlegten Trainingsdaten mit spezifischem Wissen anfüttern. Ein bei unseren Kunden besonders beliebter Anwendungsfall ist der „EinkaufsrichtlinienGPT“. Dieser hilft Einkäufern, sich an die zentral definierten Einkaufsregeln des Unternehmens zu halten (Entscheidungsbefugnisse, Prozesse zur z.B. Lieferantenanlage, Warengruppenschlüssel etc.). Damit die Möglichkeiten für das eigene Unternehmen greifbar werden, haben wir ein beispielhaftes EinkaufsrichtlinienGPT veröffentlicht. Hierbei haben wir eine beispielhafte, über-40-Seiten-starke englische Einkaufsrichtlinie hinterlegt, um ebenfalls die Möglichkeiten für internationale Unternehmensstrukturen zu verdeutlichen. „EinkaufsrichtlinienGPT“ lässt sich hier kostenlos testen: https://chatgpt.com/g/g-l9i8h6s63-einkaufsrichtliniengpt
Fazit
Die hier aufgeführten Neuerungen stellen meiner Meinung nach viele Kritiker ins Abseits: Zusatzfunktionen sind kostenfrei nutzbar und Chatdaten werden nicht mehr zwangsläufig zu Trainingszwecken verwendet.
Somit kann ich getrost sagen: Auf geht’s in die zweite Hälfte!