Manifest für die direkte Kommunikation
Einkäufer dieser Welt: Redet! Redet mit den Lieferanten, redet mit den Fachbereichen, redet mit dem Management. Dies ist ein Manifest für die direkte Kommunikation. Es ist zwar aufwändiger und risikoreicher, aber so viel klarer und effizienter. Und wir können so viel gewinnen!
Begonnen hatte alles mal in den 90ern. Da wurde die E-Mail erfunden, die elektronische Post. Die Kommunikation wurde so viel schneller. Innerhalb von Sekunden konnten Nachrichten weltweit übertragen werden. Und als auch Dateien mitgegeben werden konnten, schien es wie das gelobte Land der Kommunikation.
Aber auch damals schlichen sich schon Unsitten ein. Der cc-Verteiler konnte manchmal nicht lang genug sein. Je größer das Unternehmen, desto mehr Leute sollten die Nachricht „nur zur Info“ erhalten. Ab dem Zeitpunkt wurde Kommunikation aufwendig. Die E-Mail-Postfächer waren randvoll innerhalb von Stunden und man war nur damit beschäftigt, all das zu lesen und abzuwägen, ob es jetzt wichtig ist oder nicht. Effizienz, ade! Gut gestartet ertranken wir in E-Mails und auch „Richtlinien für den richtigen E-Mail-Verkehr“ änderten daran nichts. Sie wurden ignoriert und noch mehr in den Verteiler genommen.
Wer dachte „Das war’s!“, der wurde in den nächsten Jahren mit weiteren Instrumenten der Kommunikation beglückt. Im Februar 2009 trat WhatsApp seinen Siegeszug an. Gerne lasten wir es den Generationen Y und Z an, dass diese gar nicht mehr miteinander reden, sondern sich nur noch Text- oder Sprachnachrichten schicken. Im Fachjargon heißt dies asynchrone Kommunikation. Jeder kann selbst entscheiden, wann er antwortet. Dadurch ziehen sich Diskussionen über Tage und geschriebene Worte liegen auf der Goldwaage. Und wenn wir ehrlich sind, hat auch die Boomer und alle Generationen, die danach kommen der WhatsApp-Virus auch infiziert. Es ist nur so schön einfach, den Jüngeren dies in die Schuhe zu schieben.
Und die bisherige Krönung brachte uns ein kleines Virus, namens Corona, dass das bisherige Leben auf den Kopf stellte. Schnell fanden wir Lösungen in Teams und Zoom, die uns die Kommunikation aus dem Home-Office miteinander ermöglichte. Super, denn ohne diese Tools wäre es echt schwer geworden. Doch weder fanden die meisten von uns nach der Pandemie den Weg zurück ins Büro noch den dauerhaft richtigen Umgang mit Webmeeting-Tools. So finden heutzutage Besprechungen per Teams statt, obwohl alle Personen vor Ort sind. Jeder hockt in seiner Box an seinem Rechner, da es doch so viel einfacher ist, wenn keiner mehr von seinem Bürostuhl aufstehen und ein paar Schritte zum Besprechungszimmer oder in die Kaffee-Ecke machen muss.
Aber ich wäre nicht Frank Sundermann, wenn ich jetzt hier weiter in das Klagelied einstimme und mich wie ein Troll bei X (Twitter) über die ach so verkommene Welt beklagen würde.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich eher aufrufe, etwas anzugehen, die Veränderung selbst einzuleiten. Und somit ist auch dieses Manifest an einem Sonntagnachmittag auf dem Liegestuhl im Garten entstanden.
Suchen Sie wieder die direkte Kommunikation, Mensch zu Mensch, Face to Face. Gehen Sie wieder all-in und lernen, wie man direkt auf gesagte Sätze reagiert, wie man mit anderen Menschen interagiert und vielleicht sogar, wie man andere persönlich überzeugt.
Meine einzige Grundregel, die ich jeden Tag aufs Neue versuche zu beherzigen, ist die, dass ich in jeder Kommunikation als Erstes das direkte persönliche Gespräche suche. Auch wenn ich dafür quer über den Flur, in die nächste Etage oder ins nächste Gebäude muss. Ihr Körper wird Ihnen die Bewegung danken. Wenn das nicht geht, so greife ich zum Telefonhörer und rufe an, ggf. auch zwei oder drei Mal, wenn ich die Person nicht direkt erreiche. Und wenn das nicht geht, dann nutze ich die oben genannten Instrumente wie E-Mail, WhatsApp oder Webmeeting.
Ergänzend kann ich Ihnen auch die Regel von Christian Schmoll, Leiter Materialwirtschaft bei den Stadtwerken Kiel, empfehlen, nach der bei Projekten erst E-Mails zwischen zwei Personen versendet werden dürfen, wenn diese vorher miteinander gesprochen haben.
Wenn Sie auch eine Empfehlung für mehr direkte Kommunikation haben, dann nur her damit. Sprechen Sie mich direkt an oder versuchen Sie mich ansonsten telefonisch zu erreichen. Wenn das nicht klappt, können Sie es ja immer noch mit einer E-Mail versuchen.
Und wenn Sie keine haben, so würde ich mich freuen, wenn Sie dieses Manifest der direkten Kommunikation mit unterstützen, jeden Tag aufs Neue.
Titelbild: zimt2003