
Grabrede für den Einkauf
Liebe Anwesende,
wir sind heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen. Abschied von einer Disziplin, die uns lange Zeit begleitet hat, die uns geprägt und unseren Alltag gestaltet hat: dem Einkauf.
Ja, der Einkauf, wie wir ihn kannten, ist tot. Er war über viele Jahrzehnte hinweg die treibende Kraft hinter der Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen, hat sich um die Auswahl und Entwicklung unserer Lieferanten gekümmert, um die Sicherstellung der Materialverfügbarkeit (gerade in den letzten Jahren) und war der Hüter von Preisverhandlungen. Während der Corona-Jahre stand der Einkauf im Mittelpunkt von Unternehmensentscheidungen, er war unverzichtbar und unersetzlich.
Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Anforderungen und Erwartungen an Unternehmen. Die Welt ist komplexer geworden, die Märkte dynamischer, die Lieferketten globaler. Der Einkauf, so wertvoll er auch war, konnte diesen neuen Herausforderungen allein nicht mehr gerecht werden. Es war Zeit für einen Wandel, für eine Transformation. Es war time to say „Good-bye“
Und so trat das Supply Chain Management auf den Plan, nicht als Konkurrent, sondern als notwendige Evolution. Das Supply Chain Management hat den Einkauf nicht ersetzt, sondern erweitert und vervollständigt. Es hat die Grenzen des Einkaufs durchbrochen und einen ganzheitlichen Ansatz eingeführt, der nicht nur das Beschaffen von Teilen, sondern die gesamte Wertschöpfungskette umfasst. Wo der Einkauf einst den Fokus auf die besten Preise legte, achtet das Supply Chain Management nun auf die Effizienz, Resilienz und Nachhaltigkeit der gesamten Lieferkette. Wo der Einkauf den besten Lieferanten suchte, koordiniert das Supply Chain Management nun die Zusammenarbeit aller Beteiligten – vom Rohstofflieferanten über die Produktion bis hin zur Auslieferung an den Endkunden.
Das Supply Chain Management integriert, wo der Einkauf trennte. Es optimiert, wo der Einkauf verhandelte. Und es plant strategisch, wo der Einkauf operativ handelte. Es sorgt dafür, dass nicht nur der Einkauf, sondern die gesamte Kette reibungslos und effizient funktioniert.
Liebe Anwesende, der Einkauf ist tot, aber das, was er repräsentierte, lebt weiter – in einer neuen, umfassenderen und stärkeren Form. Wir sollten den Einkauf nicht vergessen, denn er hat den Grundstein gelegt für das, was heute das Supply Chain Management ist. Somit sollten wir auch nach vorne blicken, denn in dieser neuen Disziplin liegt die Zukunft.
Lasst uns also den Einkauf ehren, indem wir das Potenzial des Supply Chain Managements erkennen und nutzen. Denn obwohl wir heute Abschied nehmen von einem treuen Wegbegleiter, feiern wir gleichzeitig die Geburt eines neuen, integrierten Ansatzes, der uns helfen wird, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
In diesem Sinne: „Ruhe in Frieden, lieber Einkauf. Willkommen, Supply Chain Management!“
Euer Hans Boot