Neuigkeiten aus der ChatGPT-Welt #02
Der Herbst ist da! Die großen Sportereignisse des Sommers liegen hinter uns, während sich bereits Lebkuchen, Marzipan und Spekulatius in den Supermarktregalen stapeln und so, langsam, aber sicher, die besinnliche Zeit einläuten.
Ein guter Zeitpunkt, sich auf die stete Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz zu besinnen! Hier hat sich in den letzten, immer kürzer werdenden Tagen einiges getan. Daher möchte ich die Gelegenheit beim (Hefe-)Zopf packen und die neuen Möglichkeiten beleuchten, die sich in der Zwischenzeit für den Einsatz im Einkauf ergeben haben.
GPT-4o with canvas
Canvas kann was! Es handelt sich hierbei um eine interaktive Plattform, auf der mit ChatGPT 4o strukturiert und gezielt zusammengearbeitet wird. Anders als in der herkömmlichen Chat-Ansicht agiert Canvas auf einer Art Whiteboard. Dabei erstellt die KI einen Grundtext und nimmt danach sämtliche vom Nutzer gewünschten Änderungen im bestehenden Text vor. Seine Stärken zeigt das Modell daher hauptsächlich beim Coden und der Textbearbeitung.
Ein typisches Anwendungsbeispiel für den Einkauf ist die Erstellung von RFI- oder RFQ-E-Mails. Mit Canvas können gezielt einzelne Textbausteine bearbeitet werden, ohne dass der gesamte Text überarbeitet werden muss. Beispielsweise lassen sich Anrede, Ton und Kerninformationen einer Nachricht für verschiedene Empfänger schnell anpassen, während der restliche Text unverändert bleibt.
Das Modell befindet sich momentan in der Beta-Phase und steht daher vorerst nur ChatGPT-Plus Nutzern zur Verfügung. In Zukunft soll es für alle Nutzer zugänglich sein.
o1-mini / o1-preview
„Erst denken, dann handeln“. Ein einfacher Leitsatz, welcher, der Legende nach, den Ursprung unseres Unternehmensnamens darstellt. Interessanterweise findet sich dieser Ansatz auch in den neuen o1-Modellen von OpenAI. Diese Modelle wurden darauf trainiert, sich vor der Beantwortung einer Nutzerfrage wesentlich mehr Zeit zu nehmen, um die Probleme gründlicher zu durchdenken – Schritt für Schritt. Im Zuge dieses „Denkprozesses“ probieren sie verschiedene Ansätze aus, erkennen dabei eigene Fehler (auch „Halluzinationen“) und verfeinern somit die Antwort.
Das Interessante dabei: Dem Nutzer wird eine Zusammenfassung dieser im Hintergrund laufenden Schritte angezeigt, wodurch er Einblicke in die Herangehensweise des Systems gewinnt. Somit ergibt sich die Fähigkeit, komplexe Probleme strukturiert und logisch anzugehen, ohne dass der Lösungsweg mit Hilfe exakter Fragestellung vorgeben werden muss. Bei einer Bilanzanalyse etwa werden nicht nur die wesentlichen Kennzahlen erläutert, sondern auch erklärt, wie verschiedene Faktoren miteinander interagieren und welche Auswirkungen sie auf die Bewertung haben. Dabei ist das Gesamtergebnis deutlich weniger fehleranfällig als mit älteren Versionen – kein Wunder, das System erzielte bei den AIME-Mathetests ein 6(!)-mal besseres Ergebnis als ChatGPT 4o.
OpenAI bald in Brüssel
Im Winter gibt es deutlich unpassendere Ziele für Städtetrips als das das Epizentrum europäischer Politik. Der sich durch das historische Stadtzentrum ersteckende Weihnachtsmarkt sowie belgische Waffeln und Schokolade locken zum Jahresende Millionen Besucher in die Hauptstadt Belgiens. Diese Attraktionen (und/oder der Zugang zu den Institutionen der Europäischen Union) haben bei OpenAI scheinbar Anklang gefunden: Das neue Büro in Brüssel ist Teil eines größeren Expansionsplans, der auch Standorte in Paris, New York, Seattle und Singapur umfasst. Damit erweitert OpenAI seine globale Präsenz, die bereits Standorte in San Francisco, London, Dublin und Tokio, bislang aber nicht in der EU umfasst.
Durch diesen Standort kann OpenAI direkt aktiv an den wichtigen Diskussionen und an der Entwicklung von Politiklösungen mitwirken, um sicherzustellen, dass die eigenen KI-Technologien den europäischen Standards gerecht werden (oder andersherum).
Und wer weiß, vielleicht ist zukünftig sogar der DSGVO-konforme Umgang mit ChatGPT möglich!