
Was ich wegen Donald Trump gelernt habe
Nein, nein, der Artikel heißt nicht „Was ich von Donald Trump gelernt habe.“ Dann wäre es vielleicht um Frisuren aus den 80ern gegangen. Oder um das tägliche Werfen von Nebelbomben (Stichwort „Grönland“), um vom eigentlichen Thema abzulenken (Schließung von US Behörden).
Nein, der Artikel heißt „Was ich WEGEN Donald Trump gelernt habe.“ Und das ist das Thema „Zölle“. Etwas, was schon in der Wissenskiste auf dem Speicher gelandet war. Aber seit dem „Liberation Day“ am 02. April 2025 ist das Thema wieder in der ersten Reihe.
Was bedeutet die US-Zollpolitik für den Einkauf? Lassen Sie uns hier tiefer eintauchen:
1. Mehr Osteuropa oder Local Sourcing
Jetzt könnten Sie sagen, dass der Anteil der Güter, die Sie aus den USA beschaffen, sehr überschaubar ist. Das glaube ich Ihnen. Aber spätestens, wenn Sie dort einen Produktionsstandort haben, den es zu versorgen gilt, wird das Thema sehr präsent. Auch ich habe vor Jahren für amerikanische Standorte deutscher Unternehmen erfolgreiche Supply Chains mit mexikanischen und chinesischen Lieferanten aufgebaut. Aber bei Zöllen von bis zu 145% ist dies nicht mehr rentabel. Somit ist zu prüfen, inwieweit Lieferanten aus Südostasien oder Osteuropa hier als Alternativen agieren können. Oder aber Sie qualifizieren Lieferanten in den USA ganz nach dem Stichwort „Local Sourcing“, wobei meine Erfahrung aus den letzten Jahren auch gezeigt hat, dass hier noch ein wenig „Lieferantenentwicklung“ notwendig ist.
2. Double Sourcing wegen Decoupling
Doch auch ganz ohne Standort in den USA sollten Sie sich mit Alternativen zu Ihren chinesischen Lieferanten beschäftigen. Denn das Thema ist weitreichender als die aktuell sich verändernden Zollsätze. Das Stichwort ist „Decoupling“ und es bedeutet das Auseinanderdriften des chinesischen und amerikanischen Wirtschaftsraums. Diese Entwicklung gibt es schon seit einigen Jahren, aber mit der Zollpolitik verschärft sie sich. So ist es nicht abwegig, dass in Zukunft Unternehmen zwei Stücklisten für Produkte pflegen müssen. Die eine für den US-amerikanischen Markt, die frei von Zulieferprodukten aus China ist. Die andere Stückliste für den chinesischen Markt, die frei ist von Waren und Leistungen aus den USA. Und zufälligerweise sind dies die beiden wichtigsten Auslandsmärkte außerhalb der EU, die viele deutsche Unternehmen haben. Für den Einkauf bedeutet dies in vielen Fällen Double Sourcing und somit erhöhter Qualifizierungsaufwand bei kleineren Volumina für die Lieferanten.
3. Verhandlung des Trump-Abschlags
Eins wissen wir bereits aus der Tagesschau. Zölle bedeutet höhere Preise. Und da der Kunde nicht immer bereit ist, diese zu akzeptieren, wird der Druck in der Wertschöpfungskette schrittweise nach hinten durchgereicht, bis er bei Ihnen im Einkauf ankommt. Dann sind Sie gefordert, mit Ihrem Lieferanten darüber zu verhandeln, ob er einen Teil übernimmt. Dies werden keine leichten Verhandlungen, da es keine Materialpreiskurven oder ähnliches gibt, auf die verwiesen werden kann. Es geht um das Verteilen der Last auf verschiedene Schultern, wonach keiner gefragt hat, außer der Solarium gebräunte Mann aus dem Weißen Haus. Aktuell bereiten wir von Durch Denken Vorne Consult gezielt ein Training „Verhandlung von Zöllen“ vor. Wer hier mehr wissen will, kann sich gerne melden.
4. Die Rückkehr der Engpässe
Wer gedacht hat, dass mit Corona auch die Versorgungsengpässe verschwinden, der hat sich getäuscht. Ob das Virus noch einmal zurückkommt, das weiß ich nicht. Aber die ersten Versorgungsengpässe zeichnen sich schon wieder ab. China hat als Reaktion auf die US-Zollpolitik Ende April die Ausfuhr Seltener Erden gestoppt. Und dies beginnt die deutsche Wirtschaft schon zu treffen. Neodym, Yttrium & Co. sind in Elektromotoren, Festplatten und Handys. Zwar sagen die Unternehmen, dass sie aktuell noch Lagerbestände haben, aber keiner von uns weiß, wie lang der Handelskonflikt noch geht. Übrigens sind Seltene Erden nicht das Einzige, was schwerpunktmäßig aus China kommt (siehe nachfolgende Grafik). Somit kann ich Ihnen nur empfehlen, das Risikomanagement zu reaktivieren, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und diesen zu begegnen.
Ich bin kein Pessimist, aber die Zollpolitik von Donald Trump hat weitreichende Folgen für den Einkauf, wenn man einmal drüber nachdenkt. Was es für Sie konkret bedeuten kann und wie dem begegnet werden kann, können wir gerne in einem Workshop gemeinsam erarbeiten. Denn die Folgekosten des Ignorierens der Zollpolitik dürften den Preis für ein solches Sparring mehr als rechtfertigen vor Ihrer Geschäftsführung.